Schattenseiten der sonnigen Tage


Am 1. und 2. Juli brachte es das Thermometer in Hattingen auf bis zu 37 Grad Celsius. (Gefühlt natürlich wie immer noch mehr.)
Aus diesem Grund lockte es den ein oder anderen praktisch reflexartig  ins ortsansässige Freibad, um sich dort im kühlen Nass zu erfrischen -oder drastisch ausgedrückt- einfach zu "überleben" und sich sowohl über als auch im Wasser zu halten.

In den ersten Stunden beider Tage (8-12 Uhr) ist noch recht wenig los, was man als sehr angenehm empfinden kann, da dies bedeutet: mehr Platzauswahl, mehr Ruhe sowie mehr Freiraum beim Schwimmen. 
Anfangs ist es eher etwas schwankend hinsichtlich des Zulaufs der Badegäste, da  vor allem einige Schüler insbesondere am Mittwoch früh morgens nur kurz im Bad sind und sich quasi wie im fliegenden Wechsel ablösten. 
Ab 13 Uhr geht es los und das Schwimmbad füllt sich fortlaufend zunehmend. 
Aber dennoch gibt es ausreichend Plätze um sein Handtuch auszubreiten und sich ebenso selbst zu entfalten. 

Die Stimmung der Besucher ist gut, friedlich, respektvoll. Zu aufsehenerregenden Zwischenfällen kommt es trotz der Hitze nicht .
Dementsprechend macht auch das Badepersonal einen entspannten aber aufmerksamen Eindruck.
In allen drei Becken (Schwimmerbecken, Nichtschwimmerbecken, Babybecken) schlagen hohe oder niedrigere Wellen der Freude. 
Man sieht vor allem Familien, Freunde, Einzelpersonen und auch sonstige Konstellationen sozialer Gruppen. 
Kurzum: Ein wirklich bunt gemischtes Klientel. 
Wer sich nicht grad im Wasser befindet um sich abzukühlen oder tauchend zu erkunden, der liegt eben auf der Wiese um sich zu sonnen oder steht in der Schlange für Eis, Pommes, Erfrischungsgetränke und Co. an....
...
- DOCH!
In viel zu vielen deutschen Schwimmbädern sieht es leider des öfteren ganz anders aus — und das nicht nur vereinzelt:
Schlägereien, Belästigungen sowie Messerattacken und Vergewaltigungen stehen gerade zu dieser Jahreszeit an diesen Orten erschreckend oft an der Tagesordnung.
Was für die einen ein Freizeitparadies ist, wird für andere zu einem Ort purer Angst.

Wie eingangs noch mit dem Begriff „Überleben“  halb im Spaß angedeutet wurde , so geht es in besagten Horrorszenarien in der Tat ums nackte Überleben oder zumindest ums Weiterleben.
Das mag hart klingen, aber Wegsehen oder Schweigen hilft hier niemandem.
Man muss diese Missstände wasserklar benennen, ohne in naiven Optimismus zu verfallen.
Gleichzeitig darf man sich von dieser brutalen Realität nicht vollständig die Lebensfreude und gute Laune nehmen lassen ; denn wo Licht ist, ist auch Schatten, und wo Schatten ist, ist immer auch Licht. 

Wer die Augen offen hält, Risiken erkennt und wachsam bleibt, kann Freibäder weiterhin als das genießen, was sie im besten Fall sind: Orte der Lebensfreude, des friedlichen Miteinanders und der kühlen Erfrischung an heißen Tagen.

von Phil Pleines 

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