Zwischen Minarett und Glockenturm: Gedanken eines Reisenden

Zum Entstehungszeitpunkt dieses Textes befinde ich mich im Türkeiurlaub.

Aus einem hohen schlanken Turm, genannt Minarett ertönt aus den Lautsprechern der sogenannte Muezzin-Ruf (auch "Adhān" genannt.).
Statt eines Rufes im klassischen Sinne ist es vielmehr ein Gesang. 
"Aaaaah" und ansonsten immer wieder Worte, die ich nicht verstehe, werden dabei durchs Mikrofon transportiert. 
Immer irgendwie ein Stück weit verzerrt und etwas überteuert. Aber das macht nichts- jedenfalls nicht für mich; denn wie gesagt - ich verstehe eh kein Wort davon. 
Satte 5 mal am Tag erklingt dieser Ruf-Gesang.
Er ruft auf, beziehungsweise erinnert die Gläubigen des Islams an das Gebet. DIE Gebete. Unter den Muslimen heißt dieses Gebet "Salāt".

Doch was beten sie da eigentlich? Tatsächlich habe ich während ich diesen Text hier verfasse ein wenig recherchiert und fand heraus; es sind Aussagen wie:"Allah ist der Größte" oder "Es gibt keinen anderen als Allah."
- Finde ich persönlich sehr undifferenziert und teile diese Meinung nicht. Ich glaube an etwas anderes. 
Jedoch stelle ich mich nicht auf meinen Balkon und verkünde, dass das woran ich glaube das Größte ist und es nichts anderes gibt. 

Mir erschließt sich nicht so recht: Sind es Worte des Krieges, Worte des Friedens oder gar nichts von beiden sondern irgendwas dazwischen?Oder gar Mantras? Eventuell leere Phrasen, die Insgeheim doch nicht von jedem so ernst genommen werden?
- Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann nur versuchen zu glauben und zu vertrauen. 

Die Menschen, denen ich hier begegnet bin, sind vom Schlag her wie man sie eigentlich in allen anderen Kulturkreisen antreffen kann: Es gibt Charmante und unverschämte, aufrichtige und hinterhältige, aufmerksame und Unachtsame, humorvolle und witzlose, im Herzen jung gebliebene und vorzeitig gealterte. Genau wie ich es auch aus Nordrhein-Westfalen kenne.

Was aber den Adhān betrifft:
Hier in der Türkei, in der Stadt Side, in Istanbul und so vielen weiteren anderen Orten des Landes mit dem Sichelmond und dem fünfzackigen Stern auf rotem Hintergrund - Da will ich es hören, weil ich es dort erwarte und es meiner Meinung nach dahin gehört. Es ist ein Element dieser Kultur. Jener größtenteils ziemlich fremden Kultur.
Fremd für einen Westeuropäer wie mich. 
Diesem islamisch-religiösen haftet etwas exotisches, für meine Ohren gewissermaßen Erfrischendes an. Losgelöst von allem und für sich alleinstehend finde ich diese Frequenzen in der Tat sehr schön. 
Und das was es ist und wofür es im einzelnen zu stehen scheint, ist hier wohl genau richtig platziert. So mein Empfinden. 
Es gehört aber nicht in meine Heimat und die dazugehörige Kultur. 
Es wirkt in Deutschland als Fremdkörper - wie ein Puzzleteil, welches sich nicht so recht in die vorgegebene Passform legen lässt (So sehr ich selbst sonst auch keinen Wert auf Angepasstheit legen mag)
Wie ein Pottwal nicht in die Wüste passt. Oder ein Löwe aufs offene Meer. 

Ganz offen: Ich will keinen Muezzin-Ruf in Köln, keine Imame, keinen Hikab in irgendwelchen anderen deutschen Städten. Ich will offen gestanden auch keine Moscheen. Als ich in der Türkei war, habe ich auch keine Kirchen für mich und andere gesehen, zum Beten, Beichten, Buße tun..etc. ... (Ich weiß, dass es in der gesamten Türkei auch Kirchen und Synagogen gibt)
Ich bin Patriot und diese gibt es in sämtlichen Ländern der Welt. 
Wer nach Deutschland kommt, sollte wissen worauf er sich einlässt. 
Umgekehrt gilt das auch. Für alle Länder.
Nichtsdestotrotz sind diese Themen zu komplex um in Kürze alles korrekt zu erfassen. Darum geht es aber auch gar nicht. 

... Jetzt könnte man natürlich auch sagen "Und was ist mit den Kirchenglocken in Deutschland, die laut schlagen?" - Ja, die nerven mich tatsächlich des öfteren.  




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